Der Wahlkampf 2019 - die Analyse
Rückblick
Wahlkampf «hybrid»: Persönliche Kontakte bleiben das Non-plus-Ultra
Parteien und Politikerinnen könnten via (Massen-)Medien keine Themen mehr setzen, sei eine der wesentlichen Erkenntnisse aus dem Wahlkampf 2019 – so zumindest die Klage der Parteien, berichteten etwa CH Media im Februar. Dass dem nicht so ist, zeigte Professor Fabrizio Gilardi in seinem Inputreferat zur Analyse der Präsenz von Parteien, Kandidierenden und Themen in den Medien und auf Social Media auf. Er hat die Analyse mit seinem Team der Universität Zürich im Rahmen der Select-Studie anhand von Tausenden von Meldungen ab Anfang Januar 2019 analysiert. Die Medien nehmen durchaus (auch) politische Themen aus den Sozialen Medien auf. Dass das Umgekehrte passiert, ist deutlich weniger der Fall. Das Klima-Thema war beispielsweise während des ganzen Jahres 2019 ein Thema, während die Frauen- und Gleichstellungs-Thematik medial nur gerade im Juni um den Frauenstreik herum ein Medienthema war – und trotzdem beeinflussten beide das Wahlergebnis am 20. Oktober 2019 deutlich.
Allerdings werden die digitalen Möglichkeiten, sei es auf Social Media, mit datenbasierter Werbeschaltung oder via Tracking, von den Kandidierenden bei weitem nicht ausgeschöpft. Das zeigte nicht nur die Analyse von Fabrizio Gilardi, sondern auch das anschliessende, von Philipp Landmark gewohnt sachgerecht und -kritisch moderierte Podium. Teilnehmer waren neben dem Politologen die Thurgauer SVP-Nationalrätin Diana Gutjahr, Anna Wartmann, Kampagnenleiterin Deutschschweiz der FDP.Die Liberalen Schweiz und ihr Pendant bei der CVP Schweiz, Stefan Züger (er war kurzfristig für die erkrankte CVP-Generalsekretärin Gianna Luzio eingesprungen). Alle vier Podiumsteilnehmenden zeigten sich überzeugt: Das A und O eines erfolgreichen Wahlkampfs bleibt die persönliche Präsenz. Nach ihnen liegt die Zukunft der Wahlkampagnen im «hybriden» Wahlkampf, die Möglichkeiten des digitalen Datenmanagements nutzend, aufbauend aber auf der physischen Präsenz. Die verschiedenen Ausprägungen, die auf dieser Basis denkbar sind, boten den Teilnehmenden jedenfalls reichlich Gesprächsstoff für den abschliessenden Netzwerk-Apéro bei «Bier, Bratwurst und Bürli».
Die Präsentation von Prof. Gilardi stellen wir hier auf dieser Website zur Verfügung.
Dokumente
Galerie
Datenbasiert digital oder konventionell analog? Die Analyse von Professor Gilardi und Diskussion mit Vertretern verschiedener Parteien.
Worum es geht
«Ein Hauch von Hollywood im Wahlkampf. Die SVP und SP produzierten für ihre Kampagne praktisch ganze Spielfilme.» – «Die neue Online-Kampagne der CVP schlägt ein wie eine Bombe» – «Mit App auf Stimmenfang. Die FDP setzt im Wahlkampf auf Big Data.»: Die drei Schlagzeilen von sda, NZZ und Blick aus dem Wahlherbst 2019 würden vermuten lassen, dass dieser digital und datenbasiert geprägt war. Gewonnen hat die Wahlen dann jedoch eine Partei, die ohne grossen «digitalen Schwung» mit einfachen wirkungsvollen Botschaften gekonnt die allgemeine, medial unterstützte Stimmung in der Gesellschaft zu nutzen wusste. Ist das nicht ein Widerspruch zum immer stärkeren Trend der Digitalisierung? Wie beeinflusste dieser die Kampagnen- und Mobilisierungs-Strategien? Wie, von wem, mit welchen Wirkungen wurden digitale Möglichkeiten eingesetzt und ausgelotet?
PROL-Mitglied Philipp Landmark fühlt einer illustren Runde auf den Zahn.
Fragen? Das PROL-Sekretariat gibt Auskunft: 076 529 20 22.
Programm
Iwan Köppel, Vorstandsmitglied PROL